
WAS RAPE CULTURE NICHT IST
Vorweg erst einmal ganz knapp erklärt, was mit Rape Culture nicht gemeint ist. Es handelt sich nicht um eine offizielle Gesellschaftsform, in der Vergewaltigungen legal sind. Wäre dem so, stünde es schon mal überhaupt nicht zur Debatte, ob wir in einer Rape Culture leben oder nicht: Die Straftatbestände eines sexuellen Übergriffs, einer sexuellen Nötigung oder Vergewaltigung sind in Deutschland durch § 177 des Strafgesetzbuches geregelt.
Und doch ist es mit einem Paragraphen nicht getan. Es geht um ein kulturelles Phänomen und nicht um ein rechtliches. Kulturell ist es eine große Herausforderung, damit zu leben, Opfer eines wie auch immer gearteten gewalttätigen Übergriffs geworden zu sein. Im Fall von sexueller Nötigung oder Vergewaltigung ist es aber besonders schwierig. Das liegt an den Verhaltensweisen der Menschen um die Opfer herum und auch der Medien, die über entsprechende Verdächtigungen und Straftaten berichten. Es geht dabei um Schuldzuweisungen, Schamgefühl und Ehre.
WAS MIT RAPE CULTURE BESCHRIEBEN WIRD
Viele Frauen lernen schon als junge Mädchen, dass sie sich auf eine bestimmte Art verhalten sollten, um sich vor sexuellen Übergriffen zu schützen. In diesem Zusammenhang fallen oft Sätze wie “Dann zieh dich halt nicht so sexy an!” oder “Dann tanz halt nicht so aufreizend!”. Das ist das Phänomen der unterstellten Mitschuld des Opfers. Ein Opfer von sexualisierter Gewalt berichtet in der Familie oder im Freundeskreis von einem Übergriff, und die erste Frage lautet: “Was hast du gemacht?” Oder: “Wieso hat der Täter gedacht, er dürfte so etwas mit dir machen?” Aber das ist noch nicht alles. Es fängt schon damit an, dass Mädchen und Frauen lernen, möglichst nicht im Dunkeln allein unterwegs zu sein und mit Übergriffen generell zu rechnen. Die Last der Prävention wird bei dieser Art von Straftaten also auf die Opfer übertragen.
NICHT NUR FRAUEN SIND BETROFFEN
Die Suche nach der Opfer-Schuld widerfährt nicht nur weiblichen Betroffenen von sexueller Gewalt. Auch wenn Männer vergewaltigt werden, müssen sie damit rechnen, als Schwächling zu gelten, weil sie sich – aus Sicht der Außenstehenden – nicht adäquat gewehrt hätten. Oder sie werden – sollte der Angreifer ein Mann sein – als homosexuell “stigmatisiert”. Das Wort “stigmatisiert” steht hier in Anführungszeichen, weil ein Teil der kulturellen Schieflage ist, dass heterosexuelle, von Männern initiierte Lust für viele noch immer die Norm darstellt, während homosexuelle Lust abgewertet wird, manchmal sogar als Beschimpfung dient.
STATISTISCHE AUFARBEITUNG FUNKTIONIERT NICHT
Hinzu kommt, dass es besonders schwer ist, klare statistische Aussagen zum Thema Vergewaltigung zu erstellen. Das Bundeskriminalamt geht davon aus, dass es im Bereich sexueller Gewalt eine hohe Dunkelziffer an nicht angezeigten Straftaten gibt. Wenn aktuelle Statistiken beispielsweise darlegen, dass fast 40 % der Übergriffe durch Tatverdächtige außerhalb des sozialen Umfeldes der Opfer verübt werden (Quelle: Bericht zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2017, S. 72), dann hat diese Einschätzung einen statistischen Haken. Die Hemmungen, eine*n Familienangehörige*n, eine*n Lehrer*in oder eine*n Freund*in aufgrund einer Vergewaltigung oder sexuellen Belästigung anzuzeigen, sind kulturell sehr viel höher, als wenn die Übergriffe von Fremden ausgeübt wurden. Auch das ist Teil der Rape Culture.
DIE KRITIK AM BEGRIFF: DIE SCHWAMMIGE DEFINITION
Das ist ein Grund, warum oft kritisiert wird, der Begriff Rape Culturesei nicht klar genug umrissen und definiert. Zum einen gibt es keine verlässlichen Statistiken, und zum anderen ist es relativ unklar, wie viele und welche kulturellen Faktoren zur Entstehung einer Rape Culture beitragen. Das Argument gegen diese Kritik lautet: Dass die kulturellen Missstände, die das Thema sexualisierter Gewalt gegen Männer und Frauen umgeben, so schwer greifbar sind, hat lange Zeit dazu geführt, dass nicht darüber geredet und nicht dazu geforscht wurde. Alle, die sich darüber einig sind, dass diese Missstände beseitigt werden sollten, sollten sich vielleicht weniger am Begriff abarbeiten, sondern eher dafür sorgen, dass er klarer definiert wird und endlich mehr passiert, um Kinder, Jugendliche sowie erwachsene Männer und Frauen vor Übergriffen zu schützen. Dazu gehört auch, dass nicht nur mit potentiellen Opfern, sondern auch mit potentiellen Tätern über Schlagwörter wie “Nein heißt nein”, oder eben “Rape Culture” geredet wird.
Hilfe und Unterstützung bei sexueller Gewalt:
Weißer Ring e.V. Opferschutz
Tel.: 116 006 (7 Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr)
Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs
Tel.: 0800 2255530 (kostenfrei & anonym)
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Tel.: 08000 116 016
Jana Ahrens
Jana Ahrens liebt die Auseinandersetzung mit der Mode und mit den Gegenständen und Situationen eines modernen Lebens. Sie interessiert sich weniger für schöne Dinge, als eher für die Schönheit ihrer Umstände. Bis 2013 hat sie als Modedesignerin gearbeitet. Seitdem widmet sie sich dem Schreiben. Im Januar 2018 hat sie die Chefredaktion des Monda Magazins übernommen.
quatsch = nein heisst nein. nein kann im Grenzfall alles bedeuten.
das wort nein ist noch lange keine entschiedene Ablehnung,
dazu bedarf es schon mindestens einem entschiedenem ablehnenden blick
mit einer starkakzentuierten äusserung wie z.B. No!!!! No!!!No!!!
Amy Winehouse:
They want me to make a Rehabilitation but I say No!!!! No!!!! No !!!!!!!!!!!
Dagegen wirkt das deutsche nein wie ein hilfloses unentschiednes gelalle,
das kein consuming animal bremsen würde.
wie doof seid ihr weiber= ( Frauen und Männer von heute) eigentlich???????????
In reply to #1 by jorge